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Text + Interpretation:
http://home.bn-ulm.de/~ulschrey/literatur/bachmann/bachmann_freiesgeleit.html
Download (Interpretation):
http://home.bn-ulm.de/~ulschrey/literatur/bachmann/bachmann_freies-geleit.pdf
Unterrichtsverlauf (Doppelstunde):
Einstiegsphase
/ Erarbeitungsphase I:
Abgesehen
von der
Ankündigung „Es geht (auch) heute um ein Gedicht" beginnt der
Unterricht unmittelbar mit einer so
gen. „Phantasiereise".
Es kommt dabei auf
zweierlei an:
Die
SchülerInnen sollen das Gedicht nicht nur als
„schwarze Buchstaben
auf weißem Papier" mitbekommen, sondern als Abfolge
eindrücklicher
Bilder, die sie mit dem inneren Auge der Imagination „sehen" und
erleben.
Dazu sind Ruhe, Zeit und entspannte Konzentration nötig - das
Tempo
des inneren Films beim üblichen Lesevorgang oder auch beim
Anhören
einer Rezitation ist dafür im Allgemeinen zu hoch.
Daher: Schließen der Augen und stilles
Rezipieren des
„meditativ"
vorgetragenen Textes, einer andeutenden Beschreibung der Szenerie der
ersten
beiden Gedichtstrophen. Das Gesamtbild soll sich fest einprägen -
individuell sicherlich sehr unterschiedlich; Details sind (noch) nicht
wichtig.
Das durch die Phantasiereise evozierte innere
Bild darf dann
nur die
Funktion einer Folie für den Original-Text des Gedichts
(zunächst
der Strophen I und II) und für die Reflexion der Differenz
zwischen
den beiden Texten haben.
„Ihr seht noch einmal die gleiche
Landschaft/Szenerie - das
gleiche
Bild":
Die beiden ersten Strophen werden vom Lehrer
rezitiert und mit
nochmals
geschlossenen Augen angehört, dann als
FOLIE
1
projiziert und ein zweites Mal vorgetragen, die
SchülerInnen hören
also und lesen schwarz auf weiß mit; Frage zuvor: „Ist es
die gleiche Landschaft/Szenerie -
das gleiche Bild, wie es zuvor in euren Vorstellungen entstanden ist?"
Nach
dem zweiten
Anhören + Mitlesen:
Analytisches
Unterrichtsgespräch:
Ihr habt von
der Phantasiereise
ein BILD vor dem „inneren Auge". Wie verändert sich
dieses BILD durch
die beiden Gedichtstrophen im Einzelnen?
Wodurch ergibt
sich die
Veränderung?
Welches neue Gesamtbild
ergibt
sich? Wodurch?
Was macht
den Unterschied in
der Sprache
aus?
FOLIE
2 (Folie
1/Text Str. I / II bleibt sichtbar) + ARBEITSBLATT 1 (= Folie 2):
Fragen
nach - Bild/Bildern / -
Sprache/Sprechweise / - Worum geht es?
Klärung / Unterrichtsgespräch:
Das erwartete Ergebnis:
4 eng miteinander
verknüpfte Einzelbilder (Tag +
Vögel/Bäume, Meer/(Strand), Flüsse/Meer,
Land/Luft
+ Blumen)
z.B. phantastische, surreale, mythische,
visionäre, utopische,
pathetische,
erhabene Bilder (vielleicht auch verrückt, gewagt, wild...)
personifiziert/mythisiert: Tag, Meer,
Flüsse, Land, Luft (3 von 4
Elementen?)
z.B. hymnische, preisende, singende, klangvolle
(Alliterationen,
Assonanzen),
feiernde, feierliche, pathetische Sprechweise
insgesamt poetische Sprache (Bilder und
Klänge) in deutlichem
Unterschied
zur Alltagssprache (also auch zur Sprache der Phantasiereise)
Wozu? Worum geht es überhaupt in allen
Bildern (und auch
Klängen)?
- um das „Aufstehen" des Tages - Bedeutung?
- um ein stark emotionales, begeistertes
Miteinander und
Aufeinanderzu
in der Natur; um „Liebe"? um „Liebesversprechen" (mythische Personen!)!
Erarbeitungsphase
II:
Weiterführende
Frage:
Ist das Gedicht
nur ein
Morgengedicht?
„Wir haben
bisher ein wesentliches Element der Phantasiereise außer
Acht gelassen: die Frau am Strand und ihren laut gerufenen Satz:
»Die
Erde will ein freies Geleit // ins All«. Es handelt sich da um
den
Beginn der Schlussstrophe des Gedichts, von dem wir bisher nur die
beiden
ersten Strophen kennen. Auch der Titel des Gedichts lautet
»Freies
Geleit« - es ist von Ingeborg Bachmann (1957):
FOLIE
3: Str. I /
II + Verf.,
Titel und VI,1 + Fußnote ("Definition „freies
Geleit” [jurist.]: „Gewährung der
Bewegungsfreiheit und Unverletzlichkeit
der Person"):
"Wenn
die Frau
unserer Phantasiereise - sagen wir, es sei die Autorin
des Gedichts, Ingeborg Bachmann - die Natur so sieht, wie es die ersten
beiden Strophen zeigen (wir, oben auf dem Plateau, haben eine
vollständig
andere Perspektive!), und wenn sie dann diesen Satz so leidenschaftlich
ruft, stellen sich die folgenden Fragen."
Auch
im ersten Satz der letzten
Strophe des Gedichts ist von der Natur die Rede. Nehmt zunächst
nur
den ersten Teil des Verses:
Welches
Bild von der Natur („Erde"!)
wird in diesem Satz entworfen? Vergleicht mit Str. I/II !
In welchem Verhältnis
steht die
Sprecherin des Gedichts zur „Erde"?
Was könnte der Grund
dafür
sein, dass „die Erde ein freies Geleit ins All will"?
Partnerarbeit
(ca. 5 Min.): ARBEITSBLATT
2
Klärung/Unterrichtsgespräch:
„die
Erde",
„will", „freies Geleit"; die Sprecherin als
Künderin/Botschafterin/Prophetin
der Erde
Über
die
Gründe für dieses Wollen stellen die SchülerInnen
Vermutungen an, die Frage bleibt offen, ebenso die Frage nach „dem
All".
Überleitung:
FOLIE 4: Materialienblatt (Ausschnitt aus: „Die Wahrheit ist dem
Menschen zumutbar")
(für die Hausaufgabe an die SchülerInnen
ausgeteilt): erster Absatz von SchülerIn vorgelesen.
„Und
das sollte
die Kunst zuwege bringen: dass uns, in diesem Sinne,
die Augen aufgehen" - worüber?
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Einstiegsphase
II:
FOLIE
5: Strophen
I - III, VI; Str. IV / V als Lücke
Ein/e
SchülerIn liest Str. I / II vor, der Lehrer Str. III und VI.
Frage/Impuls:
-
Bietet die
Str. III den Grund für den Wunsch der Erde nach
freiem Geleit?
>>>
„Rauchpilz" = Atomwaffenversuche (in den 50er Jahren)
-
Versucht, die drei Bilder der Str.
III in Alltagssprache zu übersetzen! (schwierig bei III, 3/4)
(vielleicht:
Woher stammt z.T. die
poetische Wortwahl, auch das Bild von „Regen und Zornesblitzen"?)
FOLIE
6: Hiroshima-Foto
+
z.B. Greenpeace-Daten (Sch. liest markierten Text vor)
Lehrer
erläutert kurz Bachmanns politische Aktivitäten in
den 50er Jahren
Erarbeitungsphase III:
Produktionsorientierte
Aufgabenstellung
/
Stillarbeit (ca. 12 Min.):
Auf
FOLIENSTREIFEN (an Sch.
ausgeteilt): Schreibt selber (individuell) eure Str. IV bzw. V !
-
4 Verse, reimlos, kein regelmäßiges
Metrum, ähnlich lang wie in den übrigen Strophen)
-
Tauscht von NachbarIn zu NachbarIn
die Ergebnisse aus!
-
Übernehmt die vorgegebenen Strophenanfänge!
-
Ihr solltet eure Strophe anschließend
mit dem Overhead-Projektor vorführen, vorlesen und mit ein paar
Sätzen
erläutern: Inwiefern passt die Strophe in den bisher bekannten
Zusammenhang?
Vorwegklärung
der Strophenanfänge IV und V: „Sie" = die Erde,
die „keinen Rauchpilz tragen will".
Welches neue Element begegnet uns in
den Strophenanfängen? („uns")
Wer ist mit „wir" gemeint?
Präsentation der Produktionen auf dem
Overhead-Projektor:
3
(oder 2) x 2
Strophen werden auf dem Overhead-Projektor präsentiert,
vorgetragen (also nicht einfach vorgelesen) und anschließend kurz
erläutert.
(Also
keine
Diskussion! Aber s.u. die Hausaufgabe!)
Lehrer
liest den
Schluss des „Wahrheit"-Textes von Ingeborg Bachmann
(OVERHEADFOLIE 3) vor.
1.
Schreibt eure
Strophe ab (überarbeitet sie vielleicht noch einmal)!
(Die Blätter werden eingesammelt!)